Ambrosiaallergie

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Ambrosiaallergie

Die Beifuß-Ambrosie (lat. Ambrosia artemisiifolia, auch als Ambrosia, Beifußblättriges Traubenkraut und Ragweed bekannt), gehört zur Familie der Korbblütler. Ursprünglich ist sie in Nordamerika beheimatet.

Die aus Nordamerika stammende Pflanze hat sich –  befördert durch den Klimawandel mit seinen langen Hitzeperioden – in den letzten beiden Jahrzehnten auch in Mitteleuropa massiv verbreitet.

Die Beifuß-Ambrosie kann leicht mit anderen Pflanzen verwechselt werden. Wie ihr Name schon vermuten lässt, sieht sie zum Beispiel dem Beifuß sehr ähnlich. Charakteristisch sind jedoch ihre fiederteiligen Blätter mit grüner Unterseite und die abstehend behaarten Stängel. 

Detaillierte Abbildungen der Pflanze finden sich auf der Internetseite www.ambrosiainfo.de.

Beifuß-Ambrosie: Probleme für Allergiker

Das in der Ambrosie enthaltene Allergen ist deutlich stärker als die Allergene der sonst in Europa heimischen Pflanzen. Eine sehr geringe Dosis Pollen kann bei sensibilisierten Personen bereits heftige allergische Reaktionen auslösen. Häufig betrifft es dabei Menschen ab dem dritten Lebensjahrzehnt, die auch an einer nachgewiesenen Beifußpollenallergie – Kreuzallergie – leiden.

Der Hautkontakt mit der Ambrosie kann zu Hautirritationen führen. Auch bei Nicht-Allergikern können diese Beschwerden auftreten.

Von Oktober 2006 bis August 2007 wurde im Rahmen einer Studie erstmals bei deutschen Patienten die Ambrosiasensibilisierung getestet. 504 Patienten, die sich sowieso einem Pricktest unterziehen mussten, wurden zusätzlich auf vier Ambrosiaextrakte getestet. Bei 25,6 % wurde eine Sensibilisierung gegenüber der Beifuß-Ambrosie festgestellt.

In Amerika leiden mittlerweile 10-20 % der Bevölkerung an einer Allergie gegen die Pollen der Beifuß-Ambrosie. Von den Pflanzenpollen-Allergikern sind sogar 75 % betroffen. Dies verdeutlicht das hohe allergieauslösende Potenzial.

Kreuzreaktionen

Die Pollen der Beifuß-Ambrosie können mit fast allen Pollen der Korbblütler Kreuzreaktionen haben, besonders aber mit Beifußpollen. Kreuzreaktionen mit Goldrute, Sonnenblume, Kamille, Arnika und allen Blumen, die wie Margeriten oder Gänseblümchen aussehen, sind wahrscheinlich. In Nordamerika wurden unter anderem auch Kreuzreaktionen mit Bananen und Melonen beobachtet. Die Vielzahl an möglichen Kreuzreaktionen macht eine Sensibilisierung so gefährlich.

Blütezeit der Beifuß-Ambrosie in Deutschland

Auch wenn ihre Samen bereits im März keimen, beginnt die Hauptblütezeit der Ambrosie Ende August und kann je nach Witterung und Region bis Anfang November dauern. Der Höhepunkt der Saison liegt meist zwischen Anfang und Mitte September. Damit sind die Ambrosiapollen das letzte wichtige Allergen im Jahr und können die Beschwerden mancher Pollenallergiker verlängern und bis zu Asthmanfällen erheblich intensivieren.

Der Deutsche Polleninformationsdienst misst seit einigen Jahren die Konzentrationen von Ambrosien-Pollen an allen Messstationen, um die Pollenbelastung in Deutschland besser einschätzen zu können. Genaue Pollenflugangaben zu Ambrosien- und anderen Pollen, auch europaweit, siehe unter: www.dwd.de/DE/leistungen/gefahrenindizespollen/gefahrenindexpollen.html.

Verbreitung und Standortmeldungen

Inzwischen hat sich die Beifuß-Ambrosie auch in Europa massiv verbreitet. Die Klimaerwärmung und der stetig zunehmende internationale Warenverkehr spielen hierbei vermutlich eine Rolle (vgl. Deutsche Anpassungsstrategie zum Klimawandel).

Die Beifuß-Ambrosie ist nur in den Tieflagen bis maximal 400 Meter Seehöhe anzutreffen und benötigt ausreichend Niederschläge im Sommer. Deshalb wächst sie nicht im Mittelmeerraum und in den Alpen.

In Deutschland gibt es mittlerweile größere Bestände der Beifuß-Ambrosie, insbesondere im Süden. Im Bundesland Brandenburg findet sie sich beinahe flächendeckend. In Bayern ist allerdings eine leicht rückläufige Tendenz zu beobachten (von Straßenrändern abgesehen).

Die Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie könnte zukünftig massive Probleme für Allergiker mit sich bringen und die Zahl der Sensibilisierungen erhöhen. Um eine Zunahme der volkswirtschaftlichen Schäden durch Krankheitskosten und Bekämpfungsmaßnahmen zu vermeiden, muss die weitere Ausbreitung in Deutschland verhindert werden.

Das Wissen über die Ausbreitungswege und Bestände der Beifuß-Ambrosie in Deutschland ist jedoch zurzeit noch rar. Die Pflanze vermehrt sich ausschließlich über Samen, die jedoch im Boden 30-40 Jahre überleben können. Das macht die Pflanze sehr widerstandsfähig. Dort, wo sich die Beifuß-Ambrosie einmal angesiedelt hat, ist der Standort noch lange kontaminiert.

Eine Ausbreitung der Samen geschieht hauptsächlich auf folgenden Wegen:

  • über kurze Strecken durch den Wind
  • durch kontaminiertes Erdmaterial
  • durch kontaminiertes Vogelfutter und Saatgut
  • über Autos und Nutzfahrzeuge und auf den Tragflächen von Flugzeugen

Die Zeitschrift Öko-Test sieht hauptsächlich in dem kontaminierten Vogelfutter eine Gefahr. Insbesondere Sonnenblumenkerne aus Ländern, in denen sich die Ambrosie bereits ausgebreitet hat (wie beispielsweise Ungarn) werden bei der Ernte kontaminiert und in deutsche Gärten eingebracht. Öko-Test untersuchte nun 18 Produkte zur Vogelfütterung. Lediglich drei davon waren frei von Ambrosia. Viele Hersteller sind sich jedoch der Problematik bewusst und entwickeln zusätzliche Qualitätskontrollen (Öko-Test 2007).

Die Beifuß-Ambrosie besiedelt vermutlich insbesondere Hausgärten, Blumenfelder, Baustellen, Ackerränder, offene Böden, Straßenränder und Bahnlinien. Sie benötigt viel Licht und Wärme, aber auch Niederschläge.

Standortmeldungen

Informieren Sie auf jeden Fall die zuständigen Behörden, wenn Sie einen größeren Bestand von Beifuß-Ambrosien finden. Dies können Sie auf der Website des Julius-Kühn-Instituts online tun.

“Ambrosia Finder” des Deutschen Polleninformationsdienstes

Der “Ambrosia Finder“, ein Service des Deutschen Polleninformationsdienstes, liefert Informationen zum Erkennen der Pflanze und zum Melden von Fundorten. Ambrosia-Vorkommen sollen auf diese Weise öffentlich dokumentiert werden, so dass die Belastung für Allergiker besser eingeschätzt werden kann.

Nutzer können Fotos von möglichen Fundorten online hochladen. Diese werden dann von einem Botaniker geprüft.

Gesundheitskosten

Eine Studie unter der Beteiligung des Helmholz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig und des AllergieZENTRUMs der Ludwig-Maximilians-Universität in München zeigt, dass eine deutliche Kostenzunahme von schätzungsweise einem Zehntel bis zu einem Viertel der derzeitigen Behandlungskosten zu erwarten ist, wenn die Krankheitshäufigkeit durch eine Ambrosia-Allergie zunimmt.

Aktuelle Sensibilisierungszahlen belegen, dass 12 % aller Pollenallergiker bereits heute neben der bisherigen Pollenallergie zusätzlich von einer Ambrosia-Allergie betroffen sind und in Zukunft bis zu 50 % betroffen sein könnten. Dadurch könnten, auf ganz Deutschland hochgerechnet, Behandlungskosten im Bereich mehrerer Millionen Euro pro Jahr entstehen.

Allergiebedingte Minderleistung bei der Arbeit und Einschränkungen in der Freizeit

Durch die Allergie haben zwei Drittel der Betroffenen während der Allergiezeit Schwierigkeiten im Beruf und in der Freizeit. Mehr als die Hälfte der Befragten schafft dadurch weniger Arbeit und die Einschränkungen nehmen sogar zu, wenn die Tätigkeit anspruchsvoller wird. Gleichzeitig nimmt die Lebensqualität für gut die Hälfte der Allergiker ab, weil sie wegen der Allergie auf Freizeitaktivitäten im Freien verzichten muss.

Eine krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit liegt im Bundesdurchschnitt bei 16 Tagen mit Grippe, Erkältungen und Rückenschmerzen als Hauptursache. Im Vergleich dazu liegen allergiebedingte Arbeitsausfälle im Bundesdurchschnitt mit 14 Tagen sehr hoch.

Weitere Folgen der Ambrosia-Allergie

Gleichfalls kann von einem Anstieg der Asthmapatienten unter den Allergikern ausgegangen werden. Die Arztbesuche betragen bei mildem Asthma bereits durchschnittlich 9 Tage im Jahr und sind damit doppelt so hoch wie in der Bevölkerung. Gleiches gilt für die stationäre Behandlung, die in der Bevölkerung durchschnittlich 5 Tage beträgt. Wenn das Asthma schwerwiegender wird, werden dementsprechend die Kosten aufgrund der Allergie zusätzlich steigen.

Eigenleistung der Betroffenen

Betroffene zahlen bis zu mehrere Hundert Euro jährlich, um die Beschwerden zu lindern (Selbstmedikation, Arzneimittelzuzahlungen etc.) bzw. Vorsorge zu treffen (Pollenfilter im Auto, Pollenschutzgitter an Fenstern etc.). Zusätzlich sind laut einer Umfrage mehr als ein Drittel der betroffenen Ambrosia-Allergiker bereit, die Bekämpfung der Beifuß-Ambrosie finanziell zu unterstützen, um die Beifuß-Ambrosie einzudämmen.

In Zukunft

Da die nur in Süddeutschland durchgeführte Studie ausschließlich besonders allergiekranke Personen, die in der Regel eine Polysensibilisierung besitzen, berücksichtigte, sind weitere umfangreichere Studien nötig, die

  • unterschiedlich belastete Regionen in ganz Deutschland abdecken,
  • eine Kontrollgruppe verwenden,
  • nur Pollenallergiker umfasst, die ausschließlich auf Ambrosia allergisch sind,
  • Bezug ausschließlich zu Pollenallergiker ohne Ambrosia-Allergie nimmt und
  • keinen Bezug auf Personen mit Allergien im Allgemeinen nimmt.

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