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Elektromagnetische Felder im Haushalt
Elektromagnetische Felder sind omnipräsent. Man kann sie nicht mit den Sinnesorganen erfassen, sofern die Grenzwerte eingehalten werden (von wenigen Ausnahmen abgesehen).
Die physikalischen Grundlagen dieser Felder sind nicht ganz einfach zu begreifen. Viele Personen haben daher das Gefühl, “ihnen ausgeliefert zu sein”. Und: die Zahl der Anwendungen in unserem Leben nimmt zu (DVB-T, DAB, Mobilfunk, WLAN, Bluetooth, Waren-Diebstahlsicherungen, Qi-induktives Laden, Smart Home, telemedizinische Anwendungen, Fitness-Armbänder usw).
Das erklärt, warum elektromagnetische Felder im Haushalt in der persönlichen Risikowahrnehmung oftmals stärker als andere (Alltags-)Risiken wahrgenommen werden.
Ein Teil der Bevölkerung bezeichnet sich selbst als “elektrosensibel” bzw. “elektrosensitiv”. Ausführliche Informationen zu dieser Thematik finden sich in unserem Informationstext “Elektrosensibilität – Elektrosensitivität“.
Was hochfrequente Felder angeht, haben sie in den letzten Jahren sowohl der Art als auch der Installationshäufigkeit nach stark zugenommen.
Im häuslichen Umfeld interessieren insbesondere die niederfrequenten Felder der häuslichen Stromversorgung / Elektroinstallation und der Elektrogeräte sowie hochfrequente Felder diverser Funkanwendungen.
Ein relativ neues Thema in der Vergiftungsberatung sind Knopfzellen mit großer Leistung (Gleichstrom!). Falls sie von Kindern versehentlich verschluckt werden, droht eine Gewebsschädigung durch Stromfluss (BfR 2018). Die Belastung mit Schwermetallen ist hierbei nachrangig.
Der Begriff “Elektrosmog”
Der umgangssprachliche Ausdruck für elektromagnetische Felder ist „Elektrosmog“. Wenn davon die Rede ist, glauben alle zu wissen, was gemeint ist – meist aber versteht jeder etwas anderes darunter. Manchmal sind Felder der elektrischen Hausinstallation, ein anderes Mal Hochspannungsleitungen oder Bahnstrom, eine Trafostation, Rundfunk- und Fernsehsender, Ladestationen für Elektro-Autos und neuerdings auch Mobilfunk, Tetra-Funk (BOS-Funk), DECT-Telefone, WLAN und Bluetooth gemeint.
Der Begriff „Elektrosmog“ ist von den Medien geprägt worden und ist eher irreführend. Daher mag es sinnvoll sein, zunächst auf einige Grundlagen und Grundbegriffe elektrischer und magnetischer Felder einzugehen.
Grundlagen und Grundbegriffe
Elektrisches Feld
Ein elektrisches Feld bildet sich zwischen zwei räumlich getrennten elektrischen Ladungen unterschiedlichen Vorzeichens aus.
Die elektrische Feldstärke E wird in Volt pro Meter gemessen.
Magnetisches Feld
Ein magnetisches Feld ist das gerichtete Kraftfeld, das sich um einen stromdurchflossenen Leiter aufbaut.
Die magnetische Feldstärke H wird in Ampere pro Meter gemessen. Häufig wird auch die magnetische Flussdichte B mit der Einheit Tesla verwendet.
Elektromagnetisches (Wechsel-) Feld
Im elektromagnetischen (Wechsel-) Feld verschmelzen die elektrische und magnetische Feldkomponente.
Leistungsflussdichte
Die Leistungsflussdichte ist ein Maß für die abgegebene Leistung pro Flächeneinheit (gemessen in Watt pro Quadratmeter).
Frequenz
Schließlich ist die Frequenz (gemessen in Hertz) wichtig. Statische Felder wie beispielsweise das Magnetfeld der Erde besitzen die Frequenz 0. Nach aufsteigender Frequenz (also nach absteigender Wellenlänge) geordnet, ergibt sich das elektromagnetische Spektrum.
Hier findet man den Bahnstrom mit einer Frequenz von 16 2/3 Hertz, Felder der Energieversorgung mit 50 Hertz, elektronische Geräte und die medizinische Kurzwelle, Rundfunk-, Fernseh- und Mobilfunkfelder im Mega- und Gigahertzbereich, die häusliche Mikrowelle, den infraroten und den sichtbaren Teil des Lichts.
An dieser Stelle endet der sogenannte nichtionisierende Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Die Energie dieser Felder reicht auch bei höchster Feldstärke nicht aus, Moleküle zu ionisieren.
Elektromagnetische Felder mit Frequenzen im UV-Bereich und darüber (beispielsweise Röntgenstrahlung) sind dagegen sehr wohl dazu in der Lage. Auf diese Weise können dauerhafte Schäden am Erbgut hervorgerufen werden.
Niederfrequente und hochfrequente Felder unterscheiden sich darüber hinaus in ihrer Ausbreitung: niederfrequente Felder (Hausinstallation, Hochspannungsleitungen) sind an ihre Quelle gebunden, während hochfrequente Felder sich im Raum ausbreiten können. Auf dieser Eigenschaft der hochfrequenten Felder beruht die Rundfunk-, Fernseh- und Mobilfunktechnik.
Abschirmung von elektrischen und magnetischen Feldern
Elektrische Felder können gut abgeschirmt werden. Für magnetische Felder ist dies ohne größeren technischen Aufwand nicht möglich. Im Wohnumfeld sind Felder der elektrischen Hausinstallation, Felder elektrischer Haushaltsgeräte und gegebenenfalls Hochspannungsleitungen in unmittelbarer Nähe (näher als 100 Meter) von Interesse.
Die vom Mobilfunk ausgehenden Felder werden in einem eigenen Informationstext besprochen. Da viele Menschen diesen Feldern ausgesetzt sind und deshalb auch ein relativ kleines Risiko ernst genommen werden muss, ist zur Wirkung der Felder auf die Gesundheit intensiv geforscht worden.
Mit der Bewertung der Studienergebnisse befassen sich eine Reihe von Gremien und Kommissionen, darunter die ICNIRP (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection, Internationale Kommission zum Schutz vor nicht ionisierender Strahlung), die Weltgesundheitsorganisation und in Deutschland die Strahlenschutzkommission.
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Literaturquellen
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Autor/innen: Dr. M. Otto | Prof. K. E. von Mühlendahl
Zuletzt aktualisiert: 25.01.2024