Flüchtige organische Verbindungen (VOC)

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Flüchtige organische Verbindungen (VOC)

Flüchtige organische Verbindungen werden auch Volatile Organic Compounds (VOC) genannt. Die Summe aller VOC wird als TVOC (total VOC) bezeichnet.

In dieser Gruppe werden chemisch ganz unterschiedliche, mittelflüchtige organische Substanzen zusammengefasst, deren Siedebereich zwischen 50o bis 100o C als unterer Grenze und 240o bis 260o C als oberer Grenze liegt.

Zu den VOC gehören unter anderem folgende chemische Stoffklassen:

Stoffklasse bekannte Vertreter
aliphatische Kohlenwasserstoffe Hexan, Heptan (Benzin)
aromatische (ringförmige) Kohlenwasserstoffe Benzol, Toluol, Styrol, Naphthalin
Alkohole Ethanol, Propanol, Isopropanol, Isobutanol, Phenol, Oktanol
Aldehyde Acetaldehyd, n-Hexanal, Acrolein
Ketone Propanon (Aceton) (streng genommen kein VOC), Butanon (MEK), Hexanon (MIBK)
Ester Ethylacetat (Essigsäureester), Texanol und TXIB
Glykoläther Ethylcellosolve, Phenoxyethanol
Säuren Ethansäure (Essigsäure), Butansäure (Buttersäure)
chlorierte Kohlenwasserstoffe Tetrachlorethen (“PER”), Chlornaphthaline, Chloranisole
Terpene Limonen, Campher, Menthol

Wie aus der Übersicht hervorgeht, gehören auch manche Naturstoffe (hier: Terpene) zu den VOC.

Eine eigenständige Gruppe flüchtiger organischer Verbindungen sind die sogenannten MVOC (Microbial Volatile Organic Compounds). Hierbei handelt es sich um Verbindungen, die von Mikroorganismen (Pilzen, Bakterien) produziert werden.

Einzelne Verbindungen kommen jedoch nur in einer geringen Raumluftkonzentration von < 1 µg/m3 vor. Oftmals sind sie jedoch sehr geruchsaktiv. Zumeist werden sie durch einen muffigen, modrigen, fauligen oder erdigen Geruch wahrgenommen. Sofern ein modrig/muffiger Geruch bemerkt wird, sollte vor einer MVOC-Messung zuerst die Bausubstanz auf Feuchtigkeit und mikrobielles Wachstum untersucht werden (Grün et al., 2013).

Verwendung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC)

Typische VOC-Quellen in Wohnungen sind:

  • Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel,
  • Farben, Lacke, Verdünner,
  • Kleber/Klebstoffe (Parkett, Teppichboden, Tapeten, Hobbybereich usw.),
  • Duftstoffe, Duftkerzen und Duftöle zur Raumbeduftung
  • Massivholzmöbel aus Kiefern- und Fichtenholz.

Daneben gibt es weitere Quellen wie z. B. Salben auf der Basis ätherischer Öle, frisch aus der chemischen Reinigung abgeholte Kleidung, Mottenkugeln, frische Druckerzeugnisse, Korrekturflüssigkeiten (Büro), Parkettversiegelungen, Dichtungsmassen, Kraftstoffe in anliegenden Garagen, Kohlenwasserstoffe aus Heizungsräumen und Fassadenanstriche. Ggfls. tragen auch Indoor-Kamine dazu bei.

Manche Einrichtungsgegenstände und Baustoffe sind in der Lage, VOC zu speichern. Beispielsweise können Teppiche sogenannte nicht polare VOC (Benzol und Benzol-Abkömmlinge, Benzin, chlororganische Lösemittel, Toluol, Terpene usw.) gut aufnehmen. Rigips-Bauplatten können dagegen hoch polare VOC (Essigsäureester, Ketone, Alkohole) gut binden.

Informationen zu VOC-Emissionen von Bauprodukten finden sich hier.

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  • Innenraumlufthygienekommission des Umweltbundesamtes (2002): Leitfaden zur Vorbeugung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen (1. Schimmelpilz-Leitfaden aus dem Jahr 2002 (online nicht mehr verfügbar) und 2. Sanierungsleitfaden aus dem Jahr 2005. http://www.apug.de/archiv/pdf/Schimmelpilzsanierungsleitfaden.pdf (Zuletzt aufgerufen im März 2019).
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Autor/innen: Dr. M. Otto | Prof. K. E. von Mühlendahl | J. Kiel, M. Sc.

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