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Vorbeugung und Sanierung (Verkehrslärm)
Ganz vermeiden lässt sich Lärm nicht, denn der Schall, der für die eine Person störend ist, kann von einer anderen wiederum gewünscht sein.
Nachhaltige Maßnahmen zur Lärmbekämpfung können jedoch die Lebensqualität der Menschen steigern und die Krankheitslast in der Bevölkerung verringern.
Freizeitlärm
Die Bundesärztekammer hat Empfehlungen zur „Frage der Vermeidung von Hörstörungen durch Freizeitlärm im Kindes- und Jugendalter“ herausgegeben.
Zunächst gilt es laut Bundesärztekammer das öffentliche Bewusstsein für freizeitlärminduzierte Störungen zu verbessern. In Kindertagesstätten und Schulen sollte präventiv daran gearbeitet werden, Kinder früh über die Konsequenzen von Freizeitlärm aufzuklären.
Auf Bundesebene werden folgende Regelungen gefordert:
- „Anerkennung von gehörschädigendem Lärm als schädigende „Noxe“
- Kennzeichnungspflicht für lärminduzierende käufliche Artikel, insbesondere Kinderspielzeuge, sowie die Angabe von Spitzenschallpegeln für diese Artikel
- Verpflichtende Aufklärung der Nutzer tragbarer Musikabspielgeräte über die Risiken von Lärm durch den Hersteller und Begrenzung der Lautstärken bei Musikabspielgeräten und Kopfhörern auf höchstens 80 Dezibel
- Begrenzung der Dauerschallpegel auf < 95 dB (A) sowie der Spitzenschallpegel auf < 100 dB (A) bei Lärmbelastungen im öffentlichen Bereich (z. B. Musikveranstaltungen)“ (Bekanntmachung der Bundesärztekammer 2014)
Verkehrslärm
Als lärmmindernde Maßnahmen kommen grundsätzlich in Frage:
- Bau von Schallschutzwänden entlang vielbefahrener Straßen
- Einbau von Schallschutzfenstern. Diese werden nach ansteigendem Schalldämmmaß in die Schallschutzklassen 1 – 6 eingeteilt. Entscheidend für die Wirksamkeit ist neben der gewählten Schallschutzklasse der fachgerechte Einbau. Tiefe Frequenzen lassen sich schlechter abschirmen als hohe Frequenzen.
- Ein Info-Paket mit Informationen zum Thema Lärmschutz erhalten Sie beim Umweltbundesamt
Zentraler Antwortdienst (ZAD)
Postfach 1406
06813 Dessau
Tel. 0340 / 2103-0
Fax 0340 / 2104-2285
Das UBA schlägt folgende Maßnahmen zur Minderung von Fluglärm vor (2013):
- Verlegung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene
- Minderung des Triebwerks- und Umweltströmungslärms
- Beschränkungen von Nachtflügen
- Regulierung der Flughöhe
- Festlegung von Bau- und Nutzungsbeschränkungen
- Emissionsabhängige Start- und Landeentgelte
- Rechtliche Ahndungen von Verstößen.
Was Sie selbst tun können
Das Umweltbundesamt gibt folgende Tipps:
- Bei dauerhaft starkem Lärm Ohrstöpsel benutzen
- Bei Verwendung von Kopfhörern die Musik nicht mit voller Lautstärke hören
- Für Kinder kein lautes Spielzeug wie Rasseln oder Spielzeugpistolen verwenden
- Lärmarme Geräte und Maschinen, besonders die mit dem Umweltzeichen “Blauer Engel” gekennzeichnet sind, einsetzen
- Nacht- und Ruhezeiten einhalten
- Vor Feiern oder baulichen Maßnahmen in der Wohnung die Nachbarn informieren – es gibt kein Recht auf laute Feiern
- Musikanlagen auf Zimmerlautstärke stellen
- Schall erzeugende Geräte (z.B. Lautsprecher, Kühlschränke, Waschmaschinen, Motoren) durch weiche Unterlagen von Wohnungswänden und -böden abkoppeln
- Für eine verbesserte Trittschalldämmung Teppiche oder andere textile Fußbodenbeläge in der Wohnung verwenden (z.B. im Kinderzimmer)
- Beim Autofahren frühzeitig schalten und niedertourig fahren, im Stau den Motor abstellen
(Auszug aus dem Flyer “Lärm – das unterschätzte Risiko”)
Weitere Tipps enthält das Informationsfaltblatt „Besser leben mit weniger Lärm“ aus Nordrhein-Westfalen (Stand Juni 2009). Es steht hier zum Herunterladen bereit.
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Literaturquellen
- Die in der Zusammenfassung gemachten Aussagen und Bewertungen können mit zahlreichen wissenschaftlichen Arbeits- und Untersuchungsergebnissen belegt werden. Zu derartigen Einzelheiten sei an dieser Stelle aber auf einige der in den letzten Jahren erschienenen ausführliche Übersichtsarbeiten verwiesen.
- Babisch, W., Guski, R., Ising, H., Maschke, C., Mych, T., Niemann, H. & Spreng, M. (2014): Lärm. In: Wichmann, Schlipköter, Fülgraff (Hrsg.) Handbuch Umweltmedizin. 52. Erg. Lfg. 6/14.
- Babisch W., Ising, H. & Rebentisch, E. (2003): Physikalische Faktoren. Teil 1: Lärm. In Beyer, Eis (Hrsg.) Praktische Umweltmedizin. Loseblattsammlung, 09.03 Teil 1, S. 1. - 33, Springer Verlag, Berlin.
- Bekanntmachung der Bundesärztekammer (2014): Empfehlung der Bundesärztekammer „Zur Frage der Vermeidung von Hörstörungen durch Freizeitlärm im Kindes- und Jugendalter“. Deutsches Ärzteblatt 111 (44); S. 1921-1922.
- BMELV (2011): Europäische Spielzeugrichtlinie. www.bmel.de/DE/Ernaehrung/Gesundheit/Spielzeugsicherheit/_Texte/Spielzeugrichtlinie.html (Zuletzt aufgerufen im April 2018).
- Bundesärztekammer (2014): Empfehlungen der Bundesärztekammer "Zur Frage der Vermeidung von Hörstörungen durch Freizeitlärm im Kindes- und Jugendalter". In: Deutsches Ärzteblatt, Jg.111, Heft 44, S. 1921-1922.
- Europäische Kommission (2009): „Beschluss der Kommission vom 23. Juni 2009 über Sicherheitsanforderungen, denen europäische Normen für tragbare Abspielgeräte gemäß der Richtlinie 2001/95/EG des Europäischen Parlaments und des Rates genügen müssen.“ https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2009:161:0038:0039:DE:PDF
- Gottlob D. & Ising, H. (2000): Ableitung von Grenzwerten (Umweltstandards) - Lärm. In Wichmann, Schlipköter, Fülgraff (Hrsg.) Handbuch der Umweltmedizin, 19. Erg. Lfg 8/2000, Ecomed Verlag, Landshut.
- Ising H., Kruppa, B., Babisch, W., Gottlob, R., Guski, R., Maschke, C. & Spreng, M. (2001): Lärm. In Wichmann, Schlipköter, Fülgraff (Hrsg.) Handbuch der Umweltmedizin, 22. Erg.Lfg. 7/01, S. 1 - 41, Ecomed Verlag, Landshut.
- Klatte, M., Bergström, K., Spilski, J., Mayerl, J. & Meid, M. (2014): NORAH – Wirkungen chronischer Fluglärmbelastung auf kognitive Leistungen und Lebensqualität bei Grundschulkindern. Band 1.
- MUNLV NRW (2008): Faltblatt: Besser leben mit weniger Lärm (Seite nicht mehr online verfügbar, Stand August 2015).
- Myck, T. (2013): Auswirkungen nächtlichen Fluglärms auf die Bevölkerung. Umweltbundesamt, Fortbildung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst. https://www.bfr.bund.de/cm/343/auswirkungen-naechtlichen-fluglaerms-auf-die-bevoelkerung.pdf (zuletzt aufgerufen im November 2018)
- NORAH-Studie (2015): www.laermstudie.de/fileadmin/files/Laermstudie/Wissenschaftlicher_Ergebnisbericht_14-11-04.pdf
- Schmidt, L. (2012): Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 197, Seite 29, 24. August 2012.
- Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Umwelt BAFU (2014): Beurteilung Alltagslärm. Vollzugshilfe im Umgang mit Alltagslärm. www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/laerm.html
- Sørensen, M., Andersen, Z. J., Nordsborg, R.B.,Becker, T., Tjønneland, A., Overvad, K. & Raaschou-Nielsen, O. (2013): Long-Term Exposure to Road Traffic Noise and Incident Diabetes: A Cohort Study. Environmental Health Perspectives 121 (2).
- SRU (1999): Umweltbedingte Lärmwirkungen, Unterrichtung durch die Bundesregierung - Sondergutachten des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen: Umwelt und Gesundheit - Risiken richtig einschätzen. www.apug.de/archiv/pdf/sru_laerm.pdf. Online nicht mehr verfügbar.
- Stiftung Warentest (2011): „Nicht lauter als Rasenmäher.“ Test, August 2011: S. 49.
- Umweltbundesamt (2016): Informationen zum Thema Lärm.
- UMID (2000): Gehörschäden durch Musik in Diskotheken, Umweltmedizinischer Informationsdienst Heft 2/2000, S. 3 - 9.
- Weltgesundheitsorganisation, Regionalbüro für Europa (2009): Night Noise Guidelines (NNGL) For Europe. Grant Agreement 2003309 between the European Commission, DG Sanco and the World Health Organization, Regional Office for Europe.
- Zweite Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über die Sicherheit von Spielzeug) (2. GPSGV). Online verfügbar unter: www.gesetze-im-internet.de/gpsgv_2/BJNR135000011.html
- Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz: Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm. www.gesetze-im-internet.de/flul_rmg/index.html#BJNR002820971BJNE000010300
Autor/innen: Prof. K. E. von Mühlendahl J. Kiel, M. Sc.