Human-Biomonitoring-Untersuchungen liefern verlässliche Ergebnisse (bei Stoffen mit kurzer Halbwertzeit), wenn sie in möglichst engem zeitlichem Zusammenhang mit einer Belastungssituation durchgeführt werden (ein anschauliches Beispiel ist der Atemalkoholtest, der unmittelbar nach Alkoholgenuss verwertbare Ergebnisse erbringt, während er 48 Stunden nach Alkoholgenuss nicht mehr sinnvoll ist).
Allerdings ist unser Körper ständig wechselnden Umwelteinflüssen (Innenraumluft, Außenluft, Bedarfsgegenstände usw.) ausgesetzt. Wir halten uns nachts zu Hause, tagsüber - je nach Lebenssituation - in der KiTa, in der Schule, im Büro oder in der Arbeitsstätte auf. In der Freizeit und im Urlaub wirken wiederum andere Faktoren aus der Umwelt auf uns ein. Spezielle Lebenssituationen (Schwangerschaft, Stillen, Reduktionsdiät) können das Schadstoffspektrum im Körper verändern.
Sind HBM-Untersuchungen dann überhaupt sinnvoll? Ja, wenn die Halbwertzeit der interessierenden Schadstoffe beachtet wird!
Die (biologische) Halbwertzeit gibt an, wie schnell - nach Expositionsende - die Hälfte eines Stoffes aus dem Körper eliminiert wird bzw. wann die Konzentration eines Stoffes im Körper auf die Hälfte gefallen ist. Sie kann sowohl für den gesamten Körper als auch für einzelne Organe/Gewebe bestimmt/berechnet werden. Die (biologische) Halbwertzeit darf nicht mit der Halbwertzeit des radioaktiven Zerfalls verwechselt werden, obwohl es hier in mathematischer Hinsicht viele Ähnlichkeiten gibt.
Nach einer einmaligen Belastung mit einem Umweltstoff reduziert sich dessen Konzentration im Körper nach Verstreichen einer Halbwertzeit auf die Hälfte, nach Verstreichen von zwei Halbwertzeiten auf ein Viertel usw. In der Praxis sind diese so genannten toxikokinetischen Verläufe allerdings meist sehr viel komplexer.
Man unterscheidet grob zwischen Stoffen mit kurzer, mittlerer und langer Halbwertzeit.
Stoffe mit kurzer Halbwertzeit (z. B. Ethanol, Lösemittel), die im Bereich von Minuten und Stunden liegt, sollten biomonitoringtechnisch während einer Exposition oder höchstens wenige Minuten bis Stunden nach Expositionsbeendigung durchgeführt werden. Umgekehrt kann man sich bei Stoffen mit langer Halbwertzeit “etwas mehr Zeit mit der Messung lassen“.
Das Verständnis der Halbwertzeit hilft, das Konzept der “Ökologischen Medizin“, wonach der Körper „ein Fass gefüllt mit Schadstoffen sei, das überzulaufen droht“, kritisch zu hinterfragen.