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Birkenfeigen-Allergie
Die Birkenfeige (Ficus benjamina) ist eine beliebte Grünpflanze, die weite Verbreitung als Zimmerpflanze gefunden hat und häufig auch zur Dekoration von Büros, Krankenhäusern und öffentlichen Gebäuden verwendet wird.
Ebenso wie der Indische Gummibaum (Ficus elastica) oder der Feigenbaum (Ficus caria) gehört die Birkenfeige zur Pflanzenfamilie der Moraceae.
Allergene der Birkenfeige
Die Allergene der Birkenfeige finden sich im Pflanzensaft und auf den Blättern. Der Pflanzensaft wird als „Latex” bezeichnet.
Die Allergene können auch im Staub der Blätter und auf dem Fußboden von Räumen gefunden werden, in denen sich die Pflanzen befinden. Im Pflanzensaft der Birkenfeige ließen sich 11 Allergene identifizieren. Drei dieser Allergene erfüllten die Kriterien eines Majorallergens (50 Prozent der untersuchten Blutproben reagierten mit diesen Allergenen). Diese Allergene waren sehr stabil und ließen sich erst bei Temperaturen zwischen 60 bis 90 Grad Celsius durch Hitze zerstören (Axelsson 1990).
Innerhalb der Ficusarten haben die Sorten mit vielen kleinen Blättern stärkere Allergene (Axelsson 1991).
Sehr starke Ähnlichkeit der Allergene (Kreuzreaktionen) bestehen:
zwischen den verschiedenen Ficusarten,
zwischen den Ficusarten und den Früchten des Feigenbaums (Ficus caria), den Feigen,
zwischen Fruchtenzymen (Papain) der Feige, die zum Beispiel auch in Kiwis, Ananas und Papaja zu finden sind (Diez-Gomez 1998, van Ginkel 1997) und
zwischen Ficusallergenen und Naturlatex (Brehler 1998, Hovanec-Burns 1994, van Ginkel 1997).
Allergiegefährdung durch Birkenfeigenallergene
Eine Typ I-Allergie gegen Birkenfeige wurde zunächst im Rahmen von Berufsallergien bei Gärtnern und Floristen beobachtet (Axelsson 1985).
Durch die ausgeprägte berufsbedingte Belastung mit Birkenfeigenallergenen haben Gärtner und Floristen das höchste Risiko einer Sensibilisierung. In den Untersuchungen von Axelsson (Axelsson 1987a, Axelsson 1995) sind circa ein Viertel der Beschäftigten dieser Berufsgruppen sensibilisiert, d.h. sie haben IgE-Antikörper gegen Birkenfeigen. Bei den meisten dieser Sensibilisierten traten Beschwerden eines allergischen Schnupfens und einer Bindehautentzündung (allergische Rhinokonjunktivitis) auf.
Neben der beruflichen Allergenbelastung haben Menschen mit einer verstärkten Allergieneigung und Patienten mit allergischen Erkrankungen (Atopiker) ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Birkenfeigen-Sensibilisierung. 359 Patienten einer Allergieklinik in Schweden, die Symptome einer Atemwegsallergie aufwiesen, wurden auf eine Birkenfeigen-Allergie untersucht. 56% waren Allergiker und ca. die Hälfte von ihnen hatte Kontakt mit Birkenfeigen. 13 dieser Patienten wiesen einen positiven Pricktest und RAST-Test auf Birkenfeigen-Allergene auf.
Für circa 6 Prozent der Allergiepatienten, die mit Birkenfeigen Kontakt haben, errechneten die Autoren ein Risiko, dadurch sensibilisiert zu werden. Ungefähr die Hälfte dieser Patienten entwickeln durch diese Sensibilisierung auch Allergiesymptome (Axelsson 1987b).
Auch Bircher fand in seiner Untersuchung bei 146 Patienten seiner Klinik in der Schweiz in 7,6 Prozent positive Reaktionen auf Birkenfeige (Bircher 1993, 1995). Wiederum 50 Prozent dieser Patienten hatten auch Symptome (Rhinokonjunktivitis, Asthma, Gesichtsödeme und Kontakturtikaria (Hautquaddeln durch Allergenkontakt) (Bircher 1993).
Birkenfeige- und Naturlatexallergie
Brehler konnte in seiner Untersuchung bei 346 Patienten einer Allergieklinik bei 23 (6,6 Prozent) eine Sensibilisierung gegen Ficus-Allergene nachweisen. 13 davon waren ebenfalls auf Naturlatex sensibilisiert, 10 (2,8 Prozent) nur auf Birkenfeige, nicht auf Naturlatex. 6 dieser 10 Patienten wiesen eine Birkenfeigenallergie mit Symptomen einer Rhinokonjunktivitis, Asthma oder Kontakturtikaria auf (Brehler 1998).
Die Mehrzahl der Patienten mit Sensibilisierung gegen Birkenfeigen hatte eine Vorgeschichte mit Allergien (75 Prozent der nur gegen Ficus bzw. 92 Prozent der gegen Ficus und Naturlatex Sensibilisierten). Die nur gegen Birkenfeigen sensibilisierten Patienten waren alle Frauen (Brehler 1998).
Diagnose
Die Hauttests werden mit frischer Latexmilch aus Ficus benjamina-Blättern durchgeführt. Dieser Extrakt kann bei einigen Patienten auch Hautreizungen hervorrufen, so dass auch die Bestimmung von IgE-Antikörpern gegen Ficus benjamina sinnvoll ist.
Vorbeugung
Die weite Verbreitung der Birkenfeige als Zimmerpflanze macht sie zu einem bedeutenden Innenraumallergen. Hauptrisikogruppen sind insbesondere Menschen mit berufsbedingtem Allergenkontakt und Allergiker. Unter den Allergiepatienten wiederum stärker die mit einer Sensibilisierung gegen Naturlatex und zwar wegen der Kreuzreagibilität zwischen Birkenfeige und Naturlatex. Bei Beschwerden, die an eine Hausstaubmilbenallergie denken lassen, sollte bei Patienten, die mit Birkenfeigen Kontakt haben, auch an eine mögliche Sensibilisierung dagegen gedacht werden (Schenkelberger 1998).
Bei bestehender Sensibilisierung ist die Entfernung der Pflanze aus der Wohnung die einzig sinnvolle Maßnahme.
Zur Vorbeugung ist zu empfehlen, keinen Ficus benjamina im Schlafzimmer aufzustellen. Maßnahmen gegen Hausstaubmilben sind ebenfalls wirksam zur Verringerung der Belastung mit Ficus benjamina-Allergenen (keine Pflanzen und kein Teppichboden im Schlafzimmer, regelmäßiges Lüften, Staubsaugen und -wischen.
Auch wenn das Risiko einer Sensibilisierung gegen Birkenfeigen wesentlich geringer ist als das einer Sensibilisierung gegen Hausstaubmilben oder Tiere, so sind doch Sensibilisierungen gegen Birkenfeige mit ca. 6%-7% in der Gruppe der Allergiker nicht zu vernachlässigen.
Im Rahmen der Erhebung der Vorgeschichte sollte nach Kontakt mit Birkenfeigen gefragt werden. Die ideale Zimmerpflanze für Allergiker und insbesondere für Naturlatexsensibilisierte stellen Ficusarten sicherlich nicht dar (Axelsson 1987b, Schmid 1993).
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Literaturquellen
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- Modifiziert nach der Stellungnahme der Dokumentations- und Informationsstelle für Allergiefragen im Kindes- und Jugendalter DISA
Autor/innen: Dr. S. Schmidt
Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024