A-Z der Hausstaubmilbensanierung

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A-Z der Hausstaubmilbensanierung

Wer von einer Milbenallergie betroffen ist, dem bietet sich eine Fülle von Möglichkeiten, den Wohn- und Schlafbereich allergiegerecht zu gestalten. Manche umworbene Produkte machen für den Betroffenen durchaus Sinn, andere eher weniger.

Nach der Diagnose einer Hausstaubmilbenallergie sollte auf jeden Fall zuerst die Matratze mit einem Encasing (allergendichten Matratzenbezug) umhüllt werden. In ihr finden sich die meisten Allergene. Im nächsten Schritt sollte man sich der Bettdecke und den Kopfkissen widmen. Erst danach ist der restliche Schlafraum und noch nachrangiger der restliche Wohnraum von Belang.

Nachfolgend finden Sie eine alphabetische Auflistung möglicher Maßnahmen zur Sanierung bei einer Hausstaubmilbenallergie. Falls Ihnen noch weitere Maßnahmen oder Produkte in der Werbung auffallen, die hier nicht aufgelistet sind, können Sie sich gerne an uns wenden.

Keines der auf dem Markt befindlichen Antimilbenmittel hat bisher den wissenschaftlichen Nachweis erbracht, dass es Allergikern Erleichterung verschafft. Dies gilt sowohl für solche mit Benzylbenzoat als auch diejenigen mit Neemöl oder anderen ätherischen Ölen. Der Grund hierfür liegt im Kot der Milben; er enthält die Allergene. Auch wenn die Hausstaubmilben abgetötet werden, so bleib der Kot dennoch zurück. Nach einer Behandlung mit einem Antimilbenmittel wandern sehr bald neue Hausstaubmilben ein, die Kot und damit die Allergene ausscheiden.

Benzylbenzoat ist ein vergleichsweise effektives Biozid gegen Hausstaubmilben. Bis 2009 war es in ein- bis fünfprozentiger Konzentration Milbensprays zugesetzt. Aufgrund seines allergenen Potentials darf es heute in Biozid-Sprays nicht mehr verwendet werden. Als Zusatz in Waschsubstanzen ist Benzylbenzoat auch künftig erlaubt.

Auf dem Markt sind vielerlei Sprays erhältlich, die die Hausstaubmilben bekämpfen sollen. Sie enthalten Substanzen wie Neemmöl, verschiedenen ätherischen Öle wie Eukalyptus, Geraniol und viele mehr. Bei all diesen Mitteln lassen sich keine positiven Effekte für den Allergiker nachweisen. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Allergene im Kot der Milben befinden. Der Kot bleibt in den Fasern des Teppichs weiterhin haften. Zusätzlich wandern nach kurzer Zeit neue Milben ein.

Weitere Informationen zu Benzylbenzoat - nicht nur im Bezug auf Milben - finden sich hier.

Die höchsten Konzentrationen von Milbenallergenen sind in Matratzen zu finden. Abgestoßene Hautschuppen des Schläfers geben den Hausstaubmilben ausreichend Nahrung. Jeder Schläfer verliert pro Tag 1 Gramm Hautschuppen; das reicht den Milben für 6 Wochen Ernährung aus! Außerdem finden sie dort Wärme, Feuchtigkeit und Rückzugsgebiete, wenn es im Winter kälter wird. Zusätzlich erzeugt der Schläfer durch seine Bewegungen einen aus der Matratze austretenden Allergennebel, den der Schläfer unweigerlich inhaliert.

Aus diesen Gründen ist die Sanierung des Bettes die erste und wichtigste Maßnahme zur Verringerung der Milbenallergenbelastung. Erst danach sind der restliche Schlafraum und als letztes weitere Räume der Wohnung in die Maßnahmen einzubeziehen.

Heißes Waschen bei mindestens 60°C ist effektiver als eine chemische Reinigung.

Für eine chemische Reinigung sollten nur Mittel verwendet werden, deren Wirksamkeit überprüft wurde.

Möglich ist zum Beispiel eine Reinigung mit sogenannten Akariziden. Diese sollten jedoch nicht bei allergischem Asthma angewendet werden, da sie dann der Auslöser für einen Asthmaanfall sein können.

Zu den Akariziden gehören zum Beispiel das Neemöl und Acarosan®. Acarosan® basiert auf dem milbentötenden Benzylbenzoat. Es dient der Behandlung textiler Gegenstände, wie zum Beispiel Polster, Teppiche und Matratzen. Entscheidend bei der Behandlung ist die Eindringtiefe in die Materialien. In Teppichen ist ein einfaches Eindringen möglich, bei Matratzen ist dies aufgrund der Dicke schwieriger.

Eine etwas bessere milbenabtötende Wirkung scheinen Dampfstrahlreiniger zu besitzen (Colloff 1995; Htut 2001), möglicherweise durch die zusätzliche Hitzewirkung. Untersuchungen an Teppichstücken, die nur feucht gereinigt wurden, zeigten allerdings nach 3 Monaten wieder eine so starke Besiedlung wie vor der Reinigung (de Boer 1996). Das Waschen von Teppichen mit niedrigen Temperaturen erfordert milbenabtötende Zusätze, um die Zahl der Milben ausreichend zu verringern (Bischoff 1996).

Die bzgl. der Hausstaubmilbensanierung empfohlenen Reinigungstipps einmal in der kurzen Übersicht:

Reinigung und Pflege von:

  • Maßnahme Encasing: Pflege und ggf. waschen nach Herstellerangaben
  • Bettzeug ohne Encasingbezüge: Waschen alle drei Monate bei 60 Grad Celsius
  • Bettbezüge: Wechsel einmal in der Woche
  • Kuscheltiere: Waschen alle drei Monate
  • Staubwischen: Mindestens zweimal pro Woche
  • Fußboden wischbar: Am besten täglich kurz wischen
  • Teppichboden: Häufig saugen, alte Böden ggf. mit milbenabtötenden Mitteln zwei- bis viermal pro Jahr behandeln.
  • Teppich (klein, waschbar): Regelmäßig alle drei Monate bei 60 Grad Celsius waschen. Wenn nur niedrigere Temperaturen möglich sind: mit milbenabtötenden Mitteln zwei- bis viermal pro Jahr behandeln.
  • Gardinen: < 2 mal pro Jahr waschen.

Hausstaubmilben beziehen ihren Flüssigkeitsbedarf ausschließlich über die Umgebungsluft. Wichtig ist es daher, die Luftfeuchtigkeit des Raumes gering zu halten (Ehrnsberger 1992), denn durchgängig trockene Luft stört Milben empfindlich. Entzieht man ihnen noch die Nahrung, ist viel erreicht.

Die Luftfeuchtigkeit im Raum sollte zwischen 45 und 55 Prozent liegen. Auch im Schlafzimmer sollte im Winter zumindest am Tage eine Temperatur von ca. 18 bis 20 Grad Celsius erreicht werden. Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf, die dann auch besser durch Lüften entfernt werden kann. Bei zu kalter Luft schlägt sich die Feuchtigkeit, die gerade in Schlafräumen immer wieder entsteht, an den Wänden und Möbeln nieder. Das begünstigt die Bildung von Schimmel und eben auch das Milbenwachstum (genauere Informationen unter "Richtig Lüften").

Der hauptsächliche Lebensraum von Hausstaubmilben ist der Schlafbereich und im speziellen die Bettmatratze. Wer mit der Diagnose „Hausstaubmilbenallergie“ konfrontiert wird, sollte daher als erste Maßnahme seine Matratze mit einem Encasing umhüllen.

Darüber hinaus sind auch die Teppichböden der Wohnung mit Allergenen belastet. Zudem lassen sich die Allergene und die Hausstaubmilben aus den Fasern der Teppiche schwerer entfernen, als von glatten Böden. Auf die Dauer können sich so die Allergene im Teppichboden sammeln. Dies kann, insbesondere für allergische Kinder, die regelmäßig auf dem Boden spielen, ungünstig sein.

Mehrere Studien zeigen übereinstimmend, dass auf wischbaren Böden wesentlich weniger Allergene zu finden sind. Zwar sammelt sich auf glatten Böden auch Staub an. Dieser ist aber deutlich weniger mit Allergenen belastet als der in Teppichböden.

Auf glatten Böden wird den Hausstaubmilben die Nahrungsgrundlage entzogen: Hier ist es weder warm, noch feucht und es fehlen Fasern zum Festkrallen. Allerdings müssen auch wischbare Böden regelmäßig gereinigt werden, da insbesondere von glatten Böden Staub und Allergene aufgewirbelt werden, was wiederum Allergiker belasten kann.

Auswahl des Belags: Die Wahl des Fußbodenbelags ist in erster Linie abhängig vom individuellen Geschmack und den finanziellen Möglichkeiten. Fliesen lassen sich am leichtesten pflegen und haben eine lange Haltbarkeit. Geeignet sind auch Parkett, Laminatfußböden, Linoleum, versiegelter Kork oder Kunststoffbodenbeläge.

Die Bodenbeläge unterscheiden sich im Preis, ihrer Qualität und möglichen Schadstoffausdünstungen. Umweltzeichen wie der „Blaue Engel“ helfen bei der Auswahl. Weitere Güte-, Prüf- und Umweltzeichen und ihre Bedeutung finden Sie auf der Internetseite der Verbraucherinitiative e.V.: label-online.de.

Wer trotz Parkett oder Linoleum nicht auf Teppiche verzichten möchte, sollte zumindest kleine wählen und sie regelmäßig bei 60°C in der Waschmaschine waschen.

Wenn der Teppich bleiben muss: Allerdings können nicht immer die Teppichböden entfernt werden. Ein neuer Bodenbelag kann teuer sein und nicht immer erlaubt der Vermieter den Austausch der Teppiche gegen Laminat, Parkett und Co. In diesem Fall ist es wichtig, die Milbenmenge durch andere Sanierungsmaßnahmen in der Wohnung klein zu halten.

Gardinen sind Staubfänger, bieten für Milben aber wenig Nahrung. Wer nicht auf Gardinen verzichten mag, muss sie regelmäßig waschen.

Neben den genannten Maßnahmen rückt die Heizungsart in den Hintergrund. Soll sie trotzdem berücksichtigt werden, wären Strahlungsheizungen (Fußbodenheizungen, Wand- und Fußleistenheizungen) empfehlenswert. Bei Fußbodenheizungen kann es allerdings zu stärkerem Aufwirbeln von Luft und damit von Allergenen kommen, etwa wenn die Fußbodenoberfläche auf über 23 Grad Celsius aufgeheizt werden muss. Nachtspeicheröfen sollte man nicht einsetzen, da sie mit ihrem Gebläse ebenfalls große Mengen an Allergenen aufwirbeln und verteilen können (Jung 1996).

Informationen zu Luftreinigergeräten und Luftbefeuchtern – nicht nur in Bezug auf die Hausstaubmilbensanierung – finden Sie unter "Richtig Lüften".

Auch Kuscheltiere tragen zur Belastung mit Hausstaubmilben bei. Trotzdem müssen Kinder auf die geliebten Bettgenossen nicht ganz verzichten. Die Zahl der Kuscheltiere im Bett und im Zimmer sollte klein gehalten werden. Zudem lässt sich die Menge an Allergenen durch Waschen und Abtöten der Milben in der Tiefkühltruhe reduzieren.

Eine relative Luftfeuchte < 55% ist für von einer Milbenallergie betroffene Personen wichtig. Richtiges Heizen und Lüften hilft, eine zu hohe Luftfeuchtigkeit zu senken.

Mehr dazu unter "Richtig Lüften".

Luftreiniger können zwar Allergene aus der Raumluft filtern, allerdings bleiben die Allergene der Hausstaubmilben nicht lange schwebend und setzen sich schnell wieder ab. Aber auch für Allergiker, die auf andere Allergene reagieren, wurden in vielen Studien keine positiven Effekte nachgewiesen.

Zur Bekämpfung von Hausstaubmilben werden in Deutschland Produkte angeboten, die Neemölextrakte in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten.

Diese Präparate können die Milbenmenge verringern, wobei sie deutliche Unterschiede in der Stärke ihrer Wirkung aufweisen. Eine wirklich milbenabtötende Wirkung, wie z.B. Benzylbenzoat, hatte nach einer Untersuchung von Öko-Test (2004) allerdings keines der Neemölpräparate.

Ausführliche Informationen auf Allum zum Thema Neemöl finden Sie hier.

"Weniger ist mehr" – diese Devise gilt insbesondere für das Schlafzimmer.

Je weniger Möbel drin stehen, umso besser. Polstermöbel sind ungünstig. Ein gepolstertes Bettgestell macht den Effekt eines Encasings, also eines milbendichten Spezialbezugs für die Matratze vollständig zunichte (Pauli 1997). Auch alle anderen Sitzmöbel sollten abwischbar sein oder waschbare Bezüge haben.

Beim Kauf neuer Möbel ist die Formaldehydemmissionsklasse zu beachten (E1) (Plehn 1994) (Näheres unter "Formaldehyd"). Wer sich neue Massivholzmöbel anschaffen möchte, sollte bedenken, dass Kiefern- und Fichtenholzmöbel in hohem Maße Terpene ausdämpfen können. Sie führen bei sehr empfindlichen Menschen zu Reizungen der Schleimhäute (Kaiser 1996).

Empfehlenswert sind:

  • Geschlossene Schränke statt Regale
  • wenig Staubfänger (zum Beispiel keine Trockenblumengestecke)
  • leicht waschbare Gardinen
  • keine oder wenige zusätzliche, waschbare Kuschelkissen und Decken
  • keine echten Tierfelle
  • glatte strukturlose Papiertapeten

Weniger und zweckvollere Möbel machen das regelmäßige Putzen schneller und einfacher.

Für das Staubwischen gilt: Sinnvoll ist "so oft wie – in der jeweiligen Familie – möglich". Am besten nimmt man dazu ein leicht feuchtes Tuch oder ein spezielles, das den Staub bindet. Falls es sich nicht vermeiden lässt, dass ein Allergiker selbst Staub wischt, kann er sich mit einer einfachen allergendichten Gesichtsmaske schützen.

Auch der Fußboden muss regelmäßig gepflegt werden (siehe oben). Meist geschieht das mit dem Staubsauger. Werden die Böden regelmäßig gewischt, dann kommt es nicht so sehr auf die Staubsauger-Marke an.

In Wohnungen mit Teppichböden ist dies anders. Hier hat man die Qual der Wahl. Auf dem Markt sind viele, zum Teil sehr teure Fabrikate erhältlich, die die Auswahl deutlich erschweren.

Theoretisch könnte eine Absenkung der Zimmertemperatur auf unter 20°C das Milbenwachstum hemmen. Allerdings steigt bei kälterer Luft die relative Luftfeuchte, was ein Risiko für Schimmelbildung darstellt. Zudem ist fraglich, ob diese Maßnahme zu einer bedeutsamen Milbenreduzierung führen kann. Insbesondere in der Matratze des Bettes führt das dort herrschende Mikroklima durch Abgabe von Wärme und Feuchtigkeit des Schläfers zu einem Milbenwachstum.

Klimanlagen zeigen bei der Sanierung von Hausstaubmilben keine ausreichende Wirkung (Flechtner 1996).

Wenn möglich, sollten Sie als Allergiker Teppiche gegen Fliesen, Laminat oder Parkett tauschen lassen. Sie lassen sich feucht wischen und bieten den Hausstaubmilben keinen Lebensraum. Verzichten Sie auf zusätzliche Läufer.

Weitere Informationen finden Sie auf dieser Seite unter "Fußbodenbelag".

In Mitteleuropa finden sich in Hochgebirgslagen über 1500 Meter deutlich weniger Hausstaubmilben. Das liegt weniger an der Höhe als an der Luftfeuchtigkeit, die im Gebirge allgemein niedriger ist. In tropischen Ländern mit einer hohen Luftfeuchtigkeit sind auch in 2000 Metern Höhe noch Hausstaubmilben vorhanden. Daher lohnt es sich für Hausstaubmilbenallergiker, einen Urlaub in den Bergen in Betracht zu ziehen.

Empfehlenswert sind Textilien aus Baumwolle, die sich bei 60°C oder sogar bei 95°C waschen lassen. Für geringere Waschtemperaturen gibt es spezielle milbentötende Waschzusätze. Außerdem hilft eine Vorbehandlung in der Tiefkühltruhe oder im Trockner (siehe Abschnitt "Bett"). Eine spezielle Allergiker-Waschmaschine ist nicht notwendig.

Zimmerpflanzen haben in Schlafräumen von Allergikern grundsätzlich nichts zu suchen, da sie die Luftfeuchtigkeit erhöhen und sich in ihren Töpfen leicht Schimmel ausbreiten kann.

Autor/innen: Dr. S. Schmidt

Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024

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