Kopflausbefall

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Kopflausbefall

Der Kopflausbefall (Pediculosis capitis) ist nach den Erkältungskrankheiten die häufigste Infektionserkrankung im Kindesalter. Sie befällt überwiegend Kinder im Vor- und Grundschulalter.

Die Inspektion der Haare und das feuchte Auskämmen mit einem Läusekamm sind die sichersten Diagnosemethoden.

Zur Behandlung stehen diverse Anti-Läusemittel und der Läusekamm zur Verfügung. Nach der ersten Behandlung sind die Betroffenen nicht mehr ansteckend und dürfen eine Gemeinschaftseinrichtung (z.B. den Kindergarten) weiter besuchen.

Was sind Kopfläuse?

Kopfläuse sind 2-3mm große flügellose Insekten. Die Endglieder der sechs Beine sind zu Klauen geformt, mit denen sich die Laus an den Haaren festklammert.

Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) ist an den Menschen gebunden und kann sich auf keinem anderen Säugetier vermehren.

Von der Anheftung eines Eies an ein Haar bis zum Schlüpfen der Nymphe vergehen lediglich 7-8 Tage. Maximal 21 Tage nach dem Schlüpfen sind die adulten Läuse fortpflanzungsfähig. Eine ausgewachsene Kopflaus lebt bis zu 30 Tage und produziert 100-150 Eier. Diese sind bräunlich-gräulich, verlassene Eier weiß bis durchsichtig.

Kopfläuse saugen alle drei bis vier Stunden Blut. Außerhalb des Kopfes können Kopfläuse nur wenige Stunden überleben.

Läuse atmen über ein einfach aufgebautes Atemsystem. An jeder Längsseite ihres Körpers haben sie sieben Atemöffnungen, die den Lauskörper mit Sauerstoff versorgen. Auch die Eier verfügen über ähnliche Atemöffnungen. Diese Anatomie macht man sich bei der Bekämpfung der Kopfläuse zunutze.

In Mitteleuropa übertragen Kopfläuse nur sehr selten Krankheitserreger.

Wie werden Kopfläuse übertragen?

Läuse springen nicht und legen außerhalb der Kopfhaut nur kurze Strecken zurück. Kopfläuse wandern in der Regel von Haar zu Haar. Die Übertragung erfolgt durch Haar-zu-Haar-Kontakt innerhalb eines vertrauten Umgangs in der Familie oder zwischen Freunden. Möglicherweise erhöhen “Selfies”(Handy-Fotos zu zweit , wobei die Köpfe eng zusammengesteckt werden) das Risiko, Kopfläuse zu übertragen. Wenn befallene Patienten mit anderen Menschen das Bett teilen, können die Kopfläuse in der Nacht den Wirt wechseln.

Gemeinsam benutzte Kopfbedeckungen, Haarspangen und Ähnliches sind dagegen für die Übertragung nicht relevant. Entsprechend sind Reinigungsmaßnahmen von Kuscheltieren, Mützen, Schals, wattierten Schutzhelmen, Ohrenschützern, Kleidung, Teppichen, Kuschelecken etc. überflüssig. Sie vergrößern nur unnötig die Angst. Haustiere übertragen keine Kopfläuse.

Ein Kopflausbefall hat nichts mit mangelnder Hygiene, Dreadlocks, Flechtfrisuren oder Ähnlichem zu tun.

Welche Symptome deuten auf einen Kopflausbefall hin?

Die Betroffenen leiden häufig an einem starken Juckreiz. Oft entwickeln sich rote Knötchen (Papeln) und Quaddeln an den Stellen, an denen die Kopfläuse gebissen haben.

Auslöser für die Symptome ist der Speichel der Läuse, den sie beim Beißen in die Wunde injizieren, um eine Blutgerinnung zu verhindern.

Teilweise können sich durch Kratzen Ekzeme bilden. Manche Infektionen verlaufen aber auch lange ohne Beschwerden.

Wie häufig ist der Kopflausbefall?

Der Kopflausbefall ist die häufigste Parasitose und nach den Erkältungskrankheiten die häufigste ansteckende Krankheit im Kindesalter. Die durch die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) verursachten Kosten sind enorm. In Deutschland werden pro Jahr etwa 30 Millionen Euro für Therapeutika ausgegeben (Feldmeyer, 2011).

Ein Kopflausbefall tritt in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulklassen oder Horten meist in Form von Kleinepidemien auf.

Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Dies wird durch ihre längeren Haare und geschlechtsspezifisches Verhalten mit häufigerem „Köpfe zusammenstecken“ erklärt.

Die Häufigkeit des Kopflausbefalls schwankt über das Jahr. Von Januar bis Juli/August treten Neuerkrankungen in gleichbleibender Menge auf. Mit dem Ende der Sommerferien nimmt die Zahl der neuen Fälle schnell zu und erreicht etwa Mitte September einen Höhepunkt. Die Ursache für diese Häufung im Spätsommer ist bisher nicht eindeutig geklärt.

Kopfläuse sind weltweit verbreitet und kommen in allen Ethnien und Kulturkreisen vor. Am meisten sind Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren betroffen. Die Prävalenz liegt in Mitteleuropa bei etwa zwei bis vier Prozent.

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Der Text „Kopflausbefall“ basiert inhaltlich zu großen Teilen auf folgender Publikation:

  • Feldmeyer, H. (Dezember 2011): Neue Erkenntnisse zur Pediculosis capitis. Der Hygieneinspektor, Sonderausgabe, S. 3-9.

Weitere Literaturquellen:

  • Appel, K. E. & Gericke, S. (1993): Zur Neurotoxizität und Toxikokinetik von Pyrethroiden. Bundesgesundhbl. 36 (6): S. 219-228.
  • arznei-telegramm (8.07.2009): VORSICHT DESINFORMATION: UNGEBETENE RATSCHLÄGE ZUR KOPFLAUSTHERAPIE https://www.arznei-telegramm.de/abo/b090708.php3?knr=073085%252F318353&name1=FSME-IMMUN (Zuletzt aufgerufen im Juli 2017).
  • BfArM - Mitteilung vom 12.01.2009: Entflammbarkeitsrisiko von Dimethicon und Cyclomethicon haltigen Antiläusemitteln http://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Medizinprodukte/DE/Entflammbarkeit_Antilaeusemittel.html (Zuletzt aufgerufen im Juni 2015).
  • Bialek, R. et al. (2005): Studie zur Therapie der Pediculosis capitis (Kopflausbefall) mit 0.5 % Permethrin. Kinder- und Jugendarzt 36 , S. 197-202.
  • Bialek, R. et al. (2009) Mutationen im Gen des spannungsgesteuerten Natriumkanals von Kopfläusen bei Kindern mit klinischer Permethrinresistenz in Norddeutschland. Kinder- und Jugendarzt 40, S. 241-243.
  • Bialek, R (Interview 2009): Permethrin gegen Kopfläuse sicher wirksam und eindeutig unbedenklich. Kinder- und Jugendarzt Band 40 Heft 8 S. 551.
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Broschüre "Kopfläuse...was tun?" www.infodienst.bzga.de/medien (Zuletzt aufgerufen im Juni 2015).
  • Burow, H.-M. et al. (2010): Kopflausbefall in Deutschland: Korrelation zwischen Häufigkeit des "Resistenz-Gens" und klinischer Wiksamkeit von 0.5 % Permethrin-Lösung. Kinder- und Jugendarzt Band 41, S. 224-228.
  • Dtsch Arztebl (2006): NYDA L gegen Kopfläuse und Nissen. Band 103 (17): A-1171, Autorenkürzel EB Link (Zuletzt aufgerufen im Juli 2017).
  • Deutsche Pediculosis-Gesellschaft e.V. www.pediculosis-gesellschaft.de/html/behandlung.html (Zuletzt aufgerufen im Juni 2015).
  • Goates B.M. et al. (2006):  An effective nonchemical treatment for head lice - a lot of hot air. Pediatrics, Vol. 118, S. (2006) S. 1962-1970.
  • Habedank, B. (2013): Bekämpfung von Kopflausbefall unter Berücksichtigung der Wirksamkeitsspektren von Kopflausmitteln, ÖGD-Fortbildung 2013 - Abstracts, S. 27-28.
  • Herrmann, J. (1995): Gibt es Alternativen zur Behandlung von Kopflausbefall mit handelsüblichen Arneimitteln (Wirkstoffe Lindan, Pyrethrum, Pyrethroide u. ä.) unter besonderer Berücksichtigung amtsärztlicher Belange? Umweltmedizinischer Informationsdienst 3/1995: S. 37-38.
  • Kuhn, C., Habedank, B. und Klasen, J. (2010): Arzneimittel und Medizinpodukte zur Bekämpfung von Kopflausbefall. UMID Heft 2 (2010) S. 9-11.
  • Lebwohl, M., Clark, L., Levitt, J. (2007): Therapy for head lice based on life cycle, resistance, and safety considerations. Pediatrics. 2007 May; 119(5) S. 965-974.
  • Mersch-Sundermann, V. (1999): Insektizide. In: Umweltmedizin, Hrsg. V. Mersch-Sundermann, Georg Thieme Verlag Stuttgart, S. 248 ff
  • Richling, I. & Böckeler, W. (2008): Lethal effects of treatment with a special dimeticone formula on insects (Orthoptera, Ensifera: /Acheta domestica/ and Anoplura, Phthiraptera: /Pediculus humanus/) - Insights into physical mechanisms. Arzneimittelforschung Band 58 (5) S. 248-254.
  • Robert Koch-Institut (2009) Kopflausbefall (Pediculosis capitis). RKI-Ratgeber für Ärzte. (Zuletzt aufgerufen im Juni 2015).
  • Schaad, U.B. (1997): Pädiatrische Infektiologie, 2. Auflage, Hans Marseille Verlag GmbH München
  • Stiftung Warentest (2008): Lausige Zeiten. Zeitschrift TEST (Septemberheft 2008), S. 88 - 91).
  • v. Mühlendahl, K. E. (1996): Läuse und Krätze - Therapie gestern, heute und morgen. intern. prax. 36, S. 221-231.
  • Wikipedia: "Kopflaus" de.wikipedia.org/wiki/Kopflaus#Bek.C3.A4mpfung (Zuletzt aufgerufen im März 2017).

Autor/innen: Dr. M. Otto, S. Höppner, M. A. J. Linnemann, M. Sc.

Zuletzt aktualisiert: 17.07.2024

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