Akute und chronische Toxizität organischer Quecksilberverbindungen

Zurück

Ihre Suchergebnisse:

Akute und chronische Toxizität organischer Quecksilberverbindungen

Unsere Kenntnisse zur Gefährlichkeit organischer Quecksilberverbindungen stammen vorwiegend aus zwei Umweltkatastrophen: Der illegalen Einleitung von Quecksilberverbindungen in die Minamatabucht (Japan) und der Massenvergiftung im Irak durch quecksilbergebeiztes Saatgut, das irrtümlich zur Brotherstellung verwendet wurde.

Organische Quecksilberverbindungen wirken hauptsächlich auf das Nervensystem. Es kommt zu Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Einschränkung des Sehfeldes), Hörstörungen (Hörverlust, Einschränkungen im Wortverständnis) und Sensibilitätsstörungen (Finger, Zehen), gefolgt von Problemen beim Gehen und der Armmotorik (s. Übersicht bei F. Schweinsberg, 2002).

Die Übergänge zwischen akuter und chronischer Vergiftung sind fließend. Während der Schwangerschaft aufgenommenes organisches Quecksilber beeinträchtigt die Kindesentwicklung. Die Auswirkungen auf das Ungeborene sind in mehreren Studien gut untersucht worden. Kinder weisen eine im Vergleich zu Erwachsenen 5 – 10-fach erhöhte Empfindlichkeit gegenüber organischem Quecksilber auf, die sich in motorischen und kognitiven Entwicklungsstörungen äußert:

“Erste Symptome waren verzögertes Gehen- und Sprechenlernen. Bei vier- bis siebenjährigen Kindern belasteter Mütter wurden Hörverluste, erhöhter Muskeltonus in den Beinen, gesteigerter Sehnenreflex (nur bei Jungen) und Ataxie festgestellt. Die empfindlichsten Reaktionen wurden bei Siebenjährigen in neurophysiologischen Tests beobachtet (…).” (Kommision Humanbiomonitoring 1999)

Alte Fische sind deutlich stärker mit Quecksilber belastet als junge, Raubfische stärker als Friedfische.Alte Fische sind deutlich stärker mit Quecksilber belastet als junge, Raubfische stärker als Friedfische.

In zwei großen, auf den Färöer Inseln und den Seychellen durchgeführten Studien ist der Frage nachgegangen worden, welchen Einfluss der regelmäßige Konsum deutlich quecksilberbelasteter Fische und Meeresfrüchte (mittlerer Gehalt ca. 0,3 Milligramm pro Kilogramm Fisch) während der Schwangerschaft auf die Kindesentwicklung hat. Die Färöer-Studie lieferte Hinweise darauf, dass es mit zunehmender Quecksilberkonzentration zu Entwicklungsdefiziten bei den Kindern kommt: Bei 7-Jährigen zeigten sich Auffälligkeiten in neuropsychologischen Tests, wenn der (Organo)-Quecksilbergehalt im Haar der Mutter 10 Milligramm pro Kilogramm überstieg. Veränderungen im Bereich von Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Sprache traten bereits bei noch geringeren Werten auf.

Warum derartige Entwicklungsstörungen in der Seychellen-Studie nicht beobachtet wurden, ist bisher nicht geklärt.

Dentalamalgam: Die von Dentalamalgamen freigesetzten Quecksilbermengen sind viel zu gering, um eine Quecksilbervergiftung im beschriebenen Sinne auszulösen. Einzelne Wissenschaftler ( vgl. z.B. J. Mutter  und Mitarbeiter 2004, 2005, AGZ 2008) vertreten hier eine andere Meinung, die jedoch nicht unwidersprochen blieb (von Mühlendahl 2004).

Diese Beiträge auf Allum könnten Sie ebenfalls interessieren:

Autor/innen: Dr. M. Otto, Prof. K. E. von Mühlendahl

Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024

Nach oben