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Aufnahme und Toxizität
Aluminiumaufnahme
Hier wird unterscheiden zwischen
- körperfernen Anwendungen (z.B. im Kraftfahrzeugbau) und
- körpernahen Anwendungen (z.B. Lebensmittel, Trinkwasser, Kosmetika, Medikamente).
Bei körperfernen Anwendungen ist eine Aufnahme in den Körper unwahrscheinlich bzw. unmöglich.
Dagegen ist bei körpernahen Produkten eine Aufnahme von Aluminium in den Körper möglich oder sogar – im Fall von Medikamenten – beabsichtigt.
Für die Beurteilung möglicher gesundheitlicher Wirkungen sind der Aufnahmepfad und die aufgenommene (resorbierte) Menge (Dosis) wesentlich.
Aluminiumaufnahme über die Nahrung
Das BfR hat berechnet, daß allein über den Lebensmittelpfad etwa die Hälfte der duldbaren wöchentlichen Aufnahmemenge (TWI) von 1 mg Aluminium je kg Körpergewicht zugeführt wird (BfR 2020).
Oral aufgenommene Aluminiumverbindungen werden enteral kaum resorbiert (nur ca. 0,1-1%). Komplexbildner, wie zum Beispiel Zitrate können diese Resorption jedoch auf etwa zwei bis drei Prozent steigern.
In der Regel wird Aluminium über die Nieren ausgeschieden. Bei Menschen mit einer eingeschränkten Nierenfunktion ist dieser Prozess nicht vollständig möglich.
Das Leichtmetall lagert sich im Körper, vor allem in der Lunge und in den Knochen ab. Im Knochen übt Aluminium konzentrationsabhängig eine direkte toxische Wirkung auf Osteoblasten aus und stört darüber hinaus die Mineralisierung. Weitere Ablagerungen sind im Gehirn, in der Milz und in der Leber möglich. Aluminium kann als Aluminiumzitrat oder als Transferrin-gebundenes Aluminium die Blut-Hirn-Schranke passieren.
Im Vergleich zu Erwachsenen nehmen Kinder im Verhältnis zum Körpergewicht mehr Nahrung auf. Aus diesem Grund liegt die Wahrscheinlichkeit bei Kindern (inklusive Säuglingen) höher, von einer Aluminiumexposition durch die Nahrung betroffen zu sein.
Forschungsstudien zeigen, dass Säuglings- und Folgenahrung wesentlich stärker durch Aluminium belastet ist als die Muttermilch (BfR 2020).
Aluminiumaufnahme über das Trink- und Mineralwasser
Da Aluminium zu den Hauptbestandteilen der Erdkruste gehört, kann das Trinkwasser durch gelöste Mineralien geringe Mengen von Aluminium enthalten (ca. 0,01 – 0,1 mg/l). Aluminium gelangt aber hauptsächlich durch die Wasseraufbereitung ins Trinkwasser, da hier aluminiumhaltige Flockungsmittel eingesetzt werden. In Deutschland werden diese Mittel jedoch i.d.R. wieder entfernt.
In natürlichen Mineralwassern ist Aluminiumoxid zur Fluoridentfernung zugelassen (EU- Verordnung Nr. 115/2010). Rückstände, die ein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen, dürfen nicht zurückbleiben.
Aluminiumaufnahme über Medikamente
Bei Medikamenten gegen Sodbrennen und Magenbeschwerden werden oft sogenannte Antazida verwendet. Diese können Aluminiumverbindungen enthalten. Nimmt man die maximale empfohlene Tagesdosis zu sich, kann die tägliche Aluminiumaufnahme auf 5000 mg steigen.
Die in Antazida enthaltenen Aluminiumverbindungen werden zu einem geringen Teil absorbiert.
Da Aluminium über die Plazenta in den Fötus gelangen kann, sollten diese Medikamente in der Schwangerschaft nicht oder nur selten eingenommen werden.
Umstritten ist sowohl der Zusammenhang zwischen aluminiumhaltigen Medikamenten und der Alzheimer-Krankheit, als auch zwischen aluminiumhaltigen Medikamenten und Nahrungsmittelallergien.
Die Einnahme aluminiumhaltiger Antazida sollte nur bei eindeutiger Indikation und nach ärztlicher Verordnung erfolgen (Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit 2014).
Aluminiumaufnahme über Therapieallergene
Das Paul-Ehrlich-Institut erhielt vermehrt Anfragen zu möglichen Risiken durch Aluminium in Therapieallergenen. Die Stellungnahme dazu findet sich hier.
Aluminiumaufnahme über Kosmetik
Die Aufnahme von Aluminium über die Nahrung ist gut untersucht worden. Dagegen weiß man weiterhin relativ wenig über die Aufnahme von Aluminium über die Haut.
In Forschungsstudien mit aluminiumhaltigen Antitranspirantien wurde nachgewiesen, dass Aluminium über die menschliche Haut in sehr geringem Maße aufgenommen wird (siehe BfR 2014). Die Exposition steigt wesentlich, wenn eine Schädigung der Haut vorliegt.
In seiner Neubewertung vom Februar 2023 kommt das BfR zu dem Schluß, dass auch bei regelmäßigem Gebrauch von Antitranspiratien die Wahrscheinlichkeit für nachteilige gesundheitliche Folgen gering ist (BfR 2023).
Nach derzeitigem Kenntnisstand besteht zwischen aluminiumhaltiger Kosmetik einerseits und Brustkrebs, Alzheimer-Krankheit, Parkinson oder anderen neurodegenerativen Erkrankungen andererseits kein eindeutiger kausaler Zusammenhang.
Aluminiumaufnahme an Arbeitsplätzen
An (industriellen) Arbeitsplätzen ist das Erkrankungsrisiko durch inhalierbare Aluminiumstäube hoch. Insbesondere beim Schweißen und Schleifen kann es durch das Einatmen feiner Aluminiumpartikel zu Lungenschädigungen kommen. Auch die Herstellung von metallischen Aluminiumflocken („pyro powder“) ist bedenklich.
Epidemiologische Studien geben Hinweise auf eine Nerven- und Gehirnschädigung bei Arbeitskräften, die über einem längeren Zeitraum einer Aluminiumexposition durch Dämpfe oder Stäube ausgesetzt waren (Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit 2014).
Aluminiumaufnahme bei parenteraler Ernährung (künstlicher Ernährung)
Bei Frühgeborenen, die parenteral ernährt werden, kommen alle Risikofaktoren einer Aluminiumbelastung zusammen. Die Daten aus der Studie von Fewtrell et al. (2011) zeigen auf, dass eine erhöhte Aluminiumaufnahme bei parenteraler Ernährung von Frühgeborenen sowohl nachteilige Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung im Alter von 18 Monaten als auch auf die Masse der Hüftknochen in der Pubertät haben kann.
Ausscheidung
Aluminium wird hauptsächlich über den Stuhl und den Urin ausgeschieden. Haut(-talg), Haare, Nägel, Sperma und Schweiß sind als Austrittswege ebenfalls möglich.
Über 95% des aufgenommenen Aluminiums wird über die Nieren ausgeschieden. Das erklärt, warum nierengesunde Menschen mit der zunehmenden Aluminiumaufnahme umgehen können. Das Risiko einer Aluminiumakkumulation im Körper wird dadurch minimiert, allerdings nicht eliminiert (Kramer & Heath 2014).
Toxizität von Aluminium
Insgesamt ist die akute Toxizität von Aluminium gering.
Falls hohe Dosen über die Blutbahn, also unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes verabreicht werden, können neurotoxische Wirkungen, z.B. in Form einer Dialyse-Enzephalopathie auftreten.
Aluminium insbesondere in Verbindung mit Komplexbildnern ist in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren.
Die bekannte Wechselwirkung zwischen Aluminium mit dem Phosphat- und Calciumstoffwechsel kann zu einer Osteomalazie (Knochenerweichung) führen.
Ob es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Aluminiumaufnahme und der Alzheimerschen Erkrankung gibt, ist weiterhin wissenschaftlich umstritten. Die Weltgesundheitsorganisation hatte diesen Zusammenhang in 1997 verneint.
Das 15. BfR-Forum Verbraucherschutz zu möglichen gesundheitlichen Risiken von Aluminium in Lebensmitteln und Produkten vom November 2014 machte wiederum die wissenschaftlichen Unsicherheiten und Kenntnislücken in dieser Frage deutlich (BfR 2014). Dies bestätigt unsere aktuelle Recherche in der Datenbank PubMed vom Februar 2025.
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Autor/innen: Dr. M. Otto, M. Buschkamp, M. Sc. S. Höppner, M. A.
Zuletzt aktualisiert: 10.04.2025