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Mobilfunk, Schutz der Kindergesundheit und Tipps für Eltern
Angesichts der zunehmenden Nutzung von Smartphones durch Kinder und Jugendliche ist die Frage berechtigt, ob Kinder (hier: ab etwa 5 Jahren) und Jugendliche auf Mobilfunkfelder möglicherweise empfindlicher als Erwachsene reagieren.
Diese Frage wird in der Fachöffentlichkeit weiterhin intensiv diskutiert. Dabei steht die Smartphonenutzung bei Telefonaten im Vordergrund, da es hier zu einer meist kurzzeitigen, unter ungünstigen Telefonierbedingungen aber vergleichsweise hohen lokalen Exposition am Kopf kommen kann.
Grundsätzlich dringen die beim Mobilfunk verwendeten Felder nur geringfügig in den Kopf ein. Sie werden durch das Ohr, durch die Kopfhaut und die Schädelknochen stark absorbiert. Die bei der Geburt vorhandene offene vordere Fontanelle ist in der Regel im Alter von zwei Jahren verschlossen.
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Daten zum altersabhängigen Kopfumfang und zur Schädeldicke zeigen, dass im Alter von etwa 5 Jahren diese beiden Parameter bereits weitgehend den Verhältnissen am Kopf eines Erwachsenen entsprechen.
In Bezug auf Synapsenzahl und Myelinisierung bestehen zwischen einem 5-jährigen Kind und einem Erwachsenen bestimmte Unterschiede, diese sind jedoch hauptsächlich quantitativer und nicht qualitativer Natur. Wenig ist bisher über etwaige Unterschiede in den dielektrischen Gewebseigenschaften zwischen dem Hirn eines Kindes und eines Erwachsenen bekannt.
Berechnungen aus Frankreich deuten darauf hin, daß die maximale Feldabsorption im kindlichen Kopf größer als bei Erwachsenen und damit größer als vermutet ist (Wiart et al. 2008). Allerdings spielen individuelle anatomische Unterschiede innerhalb der gleichen Altersklasse möglicherweise eine größere Rolle.
Mathematische Simulationen der Kopfexposition während eines Telefonats zeigen den Einfluss der Haltung des Telefons und der Elastizität der Ohrmuschel auf die Exposition. Wahrscheinlich unterscheiden sich Erwachsene und Kinder bezüglich der Gehirnregionen, die das Feld (noch) erreicht (Christ 2008).
Aus der Zusammenschau der Ergebnisse eines WHO-Workshops zum Thema „Sensitivity of Children to Electromagnetic Fields“ (Istanbul, Juni 2004), zweier FGF-Workshops im November 2006 und 2008 zum gleichen Thema, der Einschätzung von Fachgremien (Gesundheitsrat der Niederlande, Independent Expert Group on Mobile Phones (IEGMP ) und Fachwissenschaftlern lassen sich keine belastbaren Daten oder plausible Verdachtsmomente ableiten, die für eine besondere Empfindlichkeit von Kindern gegenüber mobilfunkbedingten Feldern sprächen. Das ist auch das Fazit der Stellungnahme zu „Mobilfunk und Kinder“ der Strahlenschutzkommission, die 2006 verabschiedet wurde.
Da allerdings bisher nur wenige Studien zu dieser Thematik vorliegen, besteht Forschungsbedarf, u.a. zur Frage eines Zusammenhangs zwischen Handynutzung und Hirntumoren. In der Interphone-Studie werden Kinder nicht als eigene Untergruppe betrachtet, daher gibt es nun zwei Studien (CEFALO– und Mobi-Kids-Studie) zu dieser Fragestellung.
Wenn die Kinderärztliche Umweltmedizinische Beratungsstelle (Kinderumwelt) und auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zu einer bedachtsamen Nutzung von Mobiltelefonen durch Kinder und Jugendliche raten, geschieht dies aus präventivmedizinischen Gründen heraus (zur IARC-Einstufung hochfrequenter Felder als “möglicherweise krebserregend/2B” siehe oben).
Nach allen vorliegenden Kenntnissen gibt es jedoch keine Gründe, den Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen in der Umgebung von Mobilfunkbasisstationen oder WLAN-Spots einzuschränken.
Tipps für Eltern aus kinderärztlicher Sicht
1. Belastung mit hochfrequenten Feldern
Aus präventivmedizinischer strahlenbiologischer Sicht sind folgende Empfehlungen sinnvoll:
- Auf eine gute Verbindung zur Mobilfunkstation achten, da Smartphones die jeweilige Sendeleistung der Verbindungsqualität anpassen,
- beim Smartphone-Kauf auf den SAR-Wert achten,
- verstärkte Nutzung von Messengern und SMS
2. Nutzung von Bildschirmmedien durch Kinder und Jugendliche
In den letzten Jahren ist neben der Belastung von Kindern mit hochfrequenten Feldern ein neuer Aspekt in den Fokus gerückt: die Nutzung von Bildschirmmedien und exzessiver Medienkonsum durch Kinder und Jugendliche.
Die Blikk-Studie („Bewältigung Lernverhalten Intelligenz Kompetenz Kommunikation“, Link www.stiftung-kind-und-jugend.de ) des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte untersucht den Einfluss digitaler Mediennutzung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.
Kinder, die mehr als eine Stunde täglich digitale Medien nutzen, zeigen häufiger Auffälligkeiten in Bezug auf Hyperaktivität, Verhaltensprobleme und emotionale Schwierigkeiten. Auch Schlafprobleme und eine Beeinträchtigung der motorischen Entwicklung sowie wichtiger sozialer Interaktionen der Kinder wurden beobachtet.
Die Studie empfiehlt
- die Begrenzung der Mediennutzungszeit,
- die Förderung von alternativen Aktivitäten wie Sport und Spiel sowie die
- Etablierung von medienfreien Zeiten (insbesondere vor dem Schlafengehen),
um einen gesunden Umgang der Kinder mit digitalen Medien zu fördern.
Ein ähnliches Anliegen verfolgt die Initiative „Bildschirmfrei bis 3“.
3. Medienkompetenz
Das Smartphone ist für viele Kinder und Jugendliche ein ständiger Begleiter, denn es bietet Eltern und Kindern Sicherheit und Erreichbarkeit in Not- und Problemsituationen.
Doch es gibt auch Bereiche, in denen das Smartphone zur Falle werden kann. Dazu zählt beispielsweise das so genannte „Happy Slapping“. Dieser englische Begriff umschreibt das Filmen von gewalttätigen Übergriffen wie Schlägereien und das spätere Weitergeben der Videos per Smartphone oder im Internet.
Außerdem gilt das Smartphone als Kostenfalle. Grundsätzlich stellt sich für Eltern die Frage: Geht mein Kind verantwortungsvoll mit der Technik um?
Um Kindern Chancen und Risiken der Technologie bewusst zu machen, sollten sie grundlegende Regeln erlernen. Das Stichwort heißt Medienkompetenz. Ähnlich wie der Umgang mit Fernsehen oder dem Internet gelernt sein will, müssen Kinder auch an die verantwortungsvolle Nutzung ihres Mobilgerätes herangeführt werden.
Sinnvoller als ein Verbot ist es, dass sie selber lernen, was erlaubt ist und was nicht. Eltern sollten daher mit ihren Kindern feste Regeln zum Umgang mit dem Handy vereinbaren, denn gemeinsam entwickelte Vereinbarungen werden eher befolgt als Verbote. Bestandteil dieser Regeln können beispielsweise Zeiten sein, in denen das Handy nicht genutzt werden soll: während der Schularbeiten, beim Essen oder bei einem Kino- oder Theaterbesuch.
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Weiterführende Links
www.arpansa.gov.au/who-review-finds-no-link-between-mobile-phone-use-and-brain-cancer
www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/broschueren/emf/standpunkt-5g.html
www.bfs.de/DE/themen/emf/kompetenzzentrum/berichte/berichte-mobilfunk/berichte_node.html
www.bfs.de/DE/themen/emf/mobilfunk/basiswissen/5g/5g.html
www.bfs.de/DE/themen/emf/mobilfunk/vorsorge/smartphone-tablet/smartphone-tablet.html
www.bfs.de/DE/themen/emf/kompetenzzentrum/berichte/berichte-mobilfunk/mobi-kids.html
www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/fachinfo/emf/kompetenzzentrum/hochfrequenz-5g-hautzellen.html
Autor/innen: Dr. M. Otto | Prof. K. E. von Mühlendahl
Zuletzt aktualisiert: 25.10.2024